Auf dem langen Weg von Bethlehem zum
Ägypterland hat sich die heilige Familie einmal zum Ausrasten
unter einen schattigen Baum niedergesetzt, und die Mutter
hat ihren nassen Tränenschleier über einen Hollerbuschen
zum Trocknen hingehängt. Da ist ein kleines Lecherl dahergezwirbelt
kommen und hat angesetzt, in der lustigsten Jubelweis eins
zu singen. Aber die Mutter Maria hat das Vogerl gebeten,
es sollt doch ein wenig aussetzen mit seinem lauten Tirilieren,
denn es tät ihr im Herzen drin weh und ein wenig schlafen
müßt sie auch auf all die Strapazen hin. "Tridldio, ziwui,
ziwui", hat das Lecherl drauf gesagt und hat weiter gepfiffen,
was nur grad rausgangen is. Da sind der Mutter Maria die
Tränen aus den Augen kugelt und heiß auf die Hand getropft.
Wie das der heilige Josef hat gesehen,
sagt er zu dem Lercherl: "Da sitzt die liebste Frau in Kümmernis
und Noten und weint, und du lachst ihr was vor. Das ist
doch nicht recht!" "Ziwui, ziwui", hat das Lercherl geschnalzt,
als wenn es sagen wollt: "Ich sing, weil's mich freut, und
ihr könnt euch auch unter einen andern Baum setzen!"
Hat aber der Josefvater dem Spaß ein End
gemacht. "Aus ist's", hat er gesagt, "fortan sollst du auf
keinem Astl mehr sitzen und auf keinem Zweig, und sollst
auf keinem Baum mehr dein Nestl bauen. Singen darfst nur
noch hoch droben in den Lüften und unterm hohen Himmel,
wo deine Gsangln kein unglückliches Menschenherz schmerzen
können!"
Jetzt ist das Lercherl kleinlaut von seinem
Asterl heruntergehupft und hat der lieben Mutter schön getan
und hat sie gebettelt, sie möcht ihm doch wenigstens grad
ein Halmele auf Erden lassen, nur grad einen Weizenstengel,
auf dem es sich ausruhen könnt, wenn ihm schon die Baumasterln
verboten sind. Und mit der Hand hat sie auf das große Kornfeld
hingedeutet, wo die Ähren die schweren Köpf unter der Mittaghitz
haben hängen lassen und hat gesagt: "Ich will Gnad vor Recht
ergehen lassen: Dort drüben ist fortan dein Platz, dort
bau dein Nestl und dort sitz und sing. Und gsagt ist gsagt,
die Baumasterl sind nur für die braven Vögel da!"
Da ist das Lercherl ganz traurig davongehupft,
in sein neues Heimatl hinein und ist zwischen den gelben
Ähren verschwunden.
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