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Märchen: Das Lecherl
 

 
©RCAguilar
OBJECTIVE:
Figure out what life is really about!
TASK:
Make some decisions based on what could happen if you do everything you want.
PERPLEXED?
The bird was rappin'! Get it ???
WHERE TO NEXT?

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Das Lecherl

 
Walter Schmidkunz

Auf dem langen Weg von Bethlehem zum Ägypterland hat sich die heilige Familie einmal zum Ausrasten unter einen schattigen Baum niedergesetzt, und die Mutter hat ihren nassen Tränenschleier über einen Hollerbuschen zum Trocknen hingehängt. Da ist ein kleines Lecherl dahergezwirbelt kommen und hat angesetzt, in der lustigsten Jubelweis eins zu singen. Aber die Mutter Maria hat das Vogerl gebeten, es sollt doch ein wenig aussetzen mit seinem lauten Tirilieren, denn es tät ihr im Herzen drin weh und ein wenig schlafen müßt sie auch auf all die Strapazen hin. "Tridldio, ziwui, ziwui", hat das Lecherl drauf gesagt und hat weiter gepfiffen, was nur grad rausgangen is. Da sind der Mutter Maria die Tränen aus den Augen kugelt und heiß auf die Hand getropft.

Wie das der heilige Josef hat gesehen, sagt er zu dem Lercherl: "Da sitzt die liebste Frau in Kümmernis und Noten und weint, und du lachst ihr was vor. Das ist doch nicht recht!" "Ziwui, ziwui", hat das Lercherl geschnalzt, als wenn es sagen wollt: "Ich sing, weil's mich freut, und ihr könnt euch auch unter einen andern Baum setzen!"

Hat aber der Josefvater dem Spaß ein End gemacht. "Aus ist's", hat er gesagt, "fortan sollst du auf keinem Astl mehr sitzen und auf keinem Zweig, und sollst auf keinem Baum mehr dein Nestl bauen. Singen darfst nur noch hoch droben in den Lüften und unterm hohen Himmel, wo deine Gsangln kein unglückliches Menschenherz schmerzen können!"

Jetzt ist das Lercherl kleinlaut von seinem Asterl heruntergehupft und hat der lieben Mutter schön getan und hat sie gebettelt, sie möcht ihm doch wenigstens grad ein Halmele auf Erden lassen, nur grad einen Weizenstengel, auf dem es sich ausruhen könnt, wenn ihm schon die Baumasterln verboten sind. Und mit der Hand hat sie auf das große Kornfeld hingedeutet, wo die Ähren die schweren Köpf unter der Mittaghitz haben hängen lassen und hat gesagt: "Ich will Gnad vor Recht ergehen lassen: Dort drüben ist fortan dein Platz, dort bau dein Nestl und dort sitz und sing. Und gsagt ist gsagt, die Baumasterl sind nur für die braven Vögel da!"

Da ist das Lercherl ganz traurig davongehupft, in sein neues Heimatl hinein und ist zwischen den gelben Ähren verschwunden.