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Therese
Bauer |
Nicht
so früh geht's jetzt hinaus auf den Acker wie sonst
zu bäuerlichem Schaffen. Das Futterschneiden kommt
zuerst und die Stallarbeit. Aber dann ziehn beim Lenzerbauern
alle los, Bauer und Bäuerin, Knecht und Dirn; sogar
die kleine Stasi, die an Ostern erst schulreif wird, trippelt
an der Ahne Hand hintennach und der Austragsvater kommt
auch mit. Der Bauer hat eingespannt, er hat den Pflug, aus
dem er das mittlere Messer genommen hat, auf den Wagen gehogen
und treibt die Ochsen an. Bald ist vom ersten Bifling das
dürre Kartoffelkraut ausgezogen, die Pflugschar fährt
darüber und lockert auf. Und dann bückt sich alles
nieder, mollige Kinderhändlein, schwere Bauernfäuste
und die zitternden Hände der Greisin wühlen im
Erdreich und füllen die Schürzen und die mitgebrachten
Eimer mit dem Segen des Ackers. |
Am
Nachmittag kommen auch noch die Schulerer dazu. Es wurlt
grad, so viele sind draußen. Die weißen Kopftücher
der Weiberleut leuchten in der Herbstsonne. Ganz still ist's,
nur das Poltern der Erdäpfel in die Kübel ist
zu hören und die Glocken der Kühe, die ein paar
Ackerbreiten weg auf der Weide sind. Der Austragsvater steht
bei den Ochsen am Pflug und wartet darauf, bis er wieder
einen Bifling aufmachen muß. |
Spätnachmittag
wird's, am Ackerrand entlang stehen die prallen Säcke.
Alles ist noch emsig bei der Arbeit, nur die Bäuerin
ist heim zum Brotzeitrichten. Bald ist auch der letzte Strang
ausgeklaubt. Die schweren Säcke werden auf den Wagen
gehoben, der Pflug hinten angehängt. |
Bei
dampfenden Kartoffeln und frischer Milch sitzen sie dann
um den Tisch. Die Ahne nimmt einen Erdapfel aus der großen
Schüssel und sagt dankbar: "Bal ma nur de gnua habn
und a Milli, nachha geits koa Noat net." |
Der
Jungknecht, der nirgends so flink ist, wia mitn Mäu
beim Essen und bei der Red, meint dazu: "Was mich betrifft,
mir san d' Erdäpfe am liaban, bals d' Säu gfressn
habn" --- sagt's und fährt mit dem Löffel in die
große gesprungene Kartoffel, die er in der Hand hält
und dann in den Waitling voll süßer Milch, grad
dahin, wo der meiste Rahm ist und danach schnell in den
Mund. Man merkt, daß ihm das Essen, das grad am Tisch
steht, gsottne Erdäpfel und a Milli, die Alltagskost
unserer Bauern, auch nicht zuwider ist. |
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Fragen
zu dem Text: |
Welche
Rolle spielt Dialekt in einer Sprache? |
Was
ist das Hauptthema dieser Geschichte? |
Was
wissen die Leute von dieser Geschichte, das
der normale ausgebildete Mensch nicht weiß? |
Was
ist der Unterschied zwischen Leute vom Dorf
und Leute "aus einer Stadt"? |
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