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Märchen: Die Kinder im Berg
 

 
©RCAguilar
OBJECTIVE:
Figure out what life is really about!
TASK:
Make some decisions based on what could happen if you do everything you want.
PERPLEXED?
The bird was rappin'! Get it ???
WHERE TO NEXT?

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Die Kinder im Berg

 
Wilhelm Schmidtbonn

In Hameln war einst eine große Mäusenot. Die Mäuse fraßen die Keller leer und waren so dreist geworden, daß sie beim Mittagessen in Schlaren über den Tisch liefen. Da ließ sich eines Tages ein wunderlicher Mann sehen. Er hatte einen Rock von vielfarbigem Tuch an und gab sich für einen Rattenfänger aus. Er versprach, gegen einen gewissen Lohn die Stadt von allen Ratten und Mäusen zu befreien. Der Bürgermeister und der Rat der Stadt versprachen ihm diesen Lohn. Sogleich ging der Rattenfänger auf die Straße hinaus, zog ein Pfeifchen heraus und pfiff. Immer pfeifend ging er vom Markt durch die Hauptstraße. Wo eine Seitengasse mündete, stand er und pfiff hinein. Es dauerte nur eine Minute, da kamen aus allen Häusern und Straßen die Mäuse heraus. Sie sammelten sich um den Mann und folgten ihm in dichtem Zug. Am Tor machte er halt und pfiff noch ein und das andere Mal. Da kamen die letzten Nachzügler herbei. Als er dachte, daß nun keine Ratte und keine Maus mehr in den Häusern zurückgeblieben war, ging er durchs Tor hinaus. Der ganze Haufe folgte ihm. Immer pfeifend ging er über die Wiese an den Weserfluß. Er zog Schuhe und Strümpfe aus, hing sie sich über die Schulter und trat in das Wasser. Alle Tiere folgten ihm und ertranken.

Jetzt aber, da die Bürger von ihrer Plage befreit waren, fingen sie an, dem Mann von dem Lohn abzuhandeln. Schließlich stellten sie sich zornig über seine Weigerung und wiesen ihn ganz ohne Lohn aus der Stadt. Der Mann sagte kein Wort. Er verließ den Saal und trat auf den markt. Als er da unten stand, sah er kurz nach rechts und links, zog ein Pfeifchen heraus und pfiff. Genau so, wie er vorher den Mäusen gepfiffen hatte. Diesmal aber kamen aus allen Häusern die Kinder heraus. Sie faßten sich bei den Händen und eilten und sammelten sich im Zug hinter dem Mann. Er schritt die Hauptstraße hinunter und, gerade wie beim ersten Mal, machte er an allen Seitengassen halt und pfiff hinein. Von überall her kamen die Kinder, Knaben und Mädchen vom vierten Jahr an, herzu. Auch die schon halb erwachsene Tochter des Bürgermeisters. Der ganze Schwarm, mit der Pfeife singend und tanzend, ging mit dem mann zum Tor hinaus. Er führte sie an einen Berg, vor den er hinschritt, als ob dort eine Tür sei. Und wirklich öffnete sich der Berg und der Mann mit allen Kindern verschwand darin.

Dies hatte ein Kindermädchen gesehen, welches mit einem Kind auf dem Arm von fern nachgezogen war. Sie kehrte um und erzählte von dem Zug in der ganzen Stadt. Die Eltern liefen haufenweise vor alle Tore und suchten ihre Kinder. Die Mütter fingen an zu schreien. Es wurden sofort Boten geschickt in alle Richtungen, in alle Täler, in alle Städte. Aber nirgendwoher kam von den Kindern eine Nachricht. Es waren im ganzen hundertunddreißig verloren. Zwei sollen sich verspätet haben und zurückgekommen sein. Davon aber war das eine blind, das andere stumm. Sodaß das blinde den Ort nicht zeigen konnte und nur erzählen, wie sie dem Spielmann gefolgt waren, das stumme den Ort zeigen, aber nichts dazu erklären konnte. Ein Knäblein war im Hemd mitgelaufen und wurde von seiner älteren Schwester zurückgeschickt, schnell seinen Rock zu holen. Dadurch entging es dem Unglück. Denn als er zurückkam, waren die andern schon im Berg verschwunden und der Berg wieder geschlossen.