Das Schlaraffenland liegt drei Meilen
hinter Weihnachten und der Weg dahin führt erst rechts,
dann links oder auch umgekehrt.
Rings ist ein großer Berg von Kuchen.
Der ist drei Meilen dick, und wer in das Land hinein will,
muß sich erst durch den Kuchen essen. Die Häuser aber in
dem Lande sind mit Eierfladen gedeckt. Die Türen sind von
Pfefferkuchen, die Fensterscheiben von Zuckertafeln und
die Wände aus Speckseiten und Schweinebraten. Um jedes Haus
ist ein Zaun von Bratwürsten geflochten, manchmal kalt und
manchmal braun gebraten.
Für durstige Seelen ist es erst recht
eine Lust hier; denn in Brunnen, Bächen und Strömen fließt
der allerbeste Wein. Und wer den Mund an eine Brunnenröhre
hält, dem läuft süßer Traubensaft hinein. Die Tannen im
Walde sind alle geschmückt mit Zuckermännern, Zuckerweiblein,
Posthörnchen, Pferdchen, Sternen, Ringen, goldenen Äpfeln
und Nüssen, gerade wie bei uns die Weihnachtsbäume. Statt
den Tannenzapfen tragen sie Pfannenkuchen, Waffeln und andere
süße Sachen. An den Weiden wachsen frischgebackene Semmeln.
Die fallen in die Milchbäche, welche unter den Bäumen hinfließen,
und brocken sich von selber ein für diejenigen, welche gern
Milchsemmel essen. Wer da mitlöffeln will, braucht gar keine
Löffel mitzubringen; für jeden liegt schon einer im Grase
bereit.
Ganz drollig ist es mit den Fischen im
Schlaraffenlande. Sie schwimmen, nicht tief im Wasser, sondern
spazieren auf der Oberfläche, sind auch allzeit gebacken
oder gesotten und halten sich stets am Rande, daß jedermann
sie mit den Händen fangen kann. Ja, ein echter, fauler Schlaraffe
braucht nur zu rufen: Bst! bst! Dann kommen die Fische auch
ans Land spaziert und hüpfen dem Hungrigen in die Hand,
damit er sich nicht zu bücken braucht.
Wer aber sogar zu faul ist, die Hände
auszustrecken, der darf sich nur auf den Rücken legen und
den Mund aufsperren, so fliegen ihm gebratene Hühner, Gänse,
Tauben, Rebhühner und Wachteln hinein. Auch die Schweinlein,
rundlich und fett, laufen im Lande gebraten umher und haben
im Rücken gleich Messer und Gabel stecken. Die Straßen sind
im Schlaraffenlande mit Käse gepflastert. Die Steine aber
sind lauter Fleischpastetchen, Austern und dergleichen Leckereien.
Wenn es im Winter regnet, so regnet es
Honig. Wenn es im Sommer schneit, so schneit es klaren Zucker.
Wenn es aber hagelt, so fallen Zuckerstückchen vom Himmel,
untermischt mit Feigen, Mandeln und Rosinen. Ja, ja, das
ist ein herrliches Land, das Schlaraffenland --- aber nur
für Faulenzer und Schlemmer!
Wer sich will machen auf die Reis'
Und selber dahin den Weg nicht weiß,
Der mag einen Blinden fragen,
Ein Stummer ist auch gut dazu,
Wird ihm nicht unrecht sagen. |
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